10.November 2007



Heut mal keine Bilder, hier eins von vorgestern. Habe nämlich den usb-Sauger, mit dem die Fotos auf den Apple gespielt werden entweder: A.) nächtens irgendwo hingeschmissen, als ich im Bad im Schneidersitz auf der Waschplatte den Blog geschrieben habe. B.) Clever irgendwo abgelegt worauf ihn Maria oder Diana entdeckt und sichergestellt haben. Egal, erstmal keine Fotos. Wir wissen immer noch nicht genau, wann unsere Sentencia sein wird, und richten uns das Warten so gut wie möglich ein. Den Kurzurlaub in die Karibik oder Westküste haben wir fallengelassen, weil von hier aus mit erheblichem Reiseaufwand verbunden, und der Prozess deutlich schneller laufen könnte als geplant. Es hat sich so eingespielt, daß wir jeden 2.Tag einen großen Ausflug machen, und dazwischen Pool-, Kinder- und Einkaufsprogramm. Was hier richtig ärgert (außer daß die Suiten wohl erst ab 23. wieder frei sind) sind die Parties am Wochenende. Hier gibt es eine riesengroße halboffene Halle im Hauptgebäude die für Veranstaltungen aller Art vermietet wird. Hochzeiten, Firmenfeiern etc. Immer so mit 2-300 Personen, immer piekfein, große Garderobe und .... große Kapelle, mit ganz großen Pauken. 6-10 Mann die Hand anlegen und das bis 3, 4 Uhr Morgens. Der Pegel im Zimmer liegt dann selbst deutlich über hiesiger Fernsehlaufstärke. Das hatten wir in der allerersten Nacht mit Maria und seither noch 3x. Der Laden verkauft sich als besonders kinderfreundlich und vermietet ständig eine handvoll Zimmer an frische Adoptionsfamilien mit teilweise schwer traumatisierten Kids in äußerst sensibler Situation. Da ist man um 10 fertig, also im Bett. Und dann dieser Krach.... Ranziger Kommentar des Managements: Man könne ja woanders unterkommen.

9. November .... Nachtrag

Eines der ersten Dinge die wir zuhause regeln müssen, ist die Sache mit den Prinzessinnen-Klamotten. Oder besser gefragt, wohin damit? Sie hat ja nur einen einzigen Schrank - und wird das wohl als Zumutung empfinden.
Ich könnte mich bekringeln, fürchte aber, Diana wird die Chance gleich mitergreifen - und die beiden Hübschen sich im Schulterschluss Platz auf meine Kosten schaffen wollen. Zunächst einmal haben wir heute einen weiteren Großkoffer für Maria gekauft (Ja nun - irgendwie muss das ganze Zeugs ja heim, das wir in der Woche zusammengerafft haben) Und als wir dann den Koffer hatten, gleich noch mal was zum Reinpacken (Shirts, Jeans und anderes, das man so keinenfalls daheim bekommt - und falls doch, nicht zu diesem unglaublichen Preis). Es gibt hier wirklich herzallerliebstes Gedöns in allen erdenklichen Pinktönen.Für mich gabs immerhin gestern ein tolles grünes Halstuch gegen Sonnenbrand im Nacken, das ich bereits heute an Dianas Hals entdeckt habe... Was nicht direkt mit dem Platz für Klamotten zusammenhängt, aber nicht minder schnell gelöst werden muss, ist das Problem der Zimmergröße. Wir brauchen mehr als die 35qm plus Terrasse. Besser gesagt einfach einen zusätzlichen Raum, damit jeder schlafen (oder aufstehen) kann, wenn er will oder soll. Sowas gibts hier in Form einer veritablen Suite, nur ist leider gerade keine frei, erst nächste Woche. Mit Glück auch früher, denn hier schifft es seit Tagen immer mal so heftig, dass sicher einige Golfspieler das Wochenende im Club canceln. Die Horrormeldungen aus Bogota übrigens nehmen wie gelassen zur Kenntnis, andere die gerade dort festsitzen berichten von Schnee, Hagel, Zusammenbruch jeglichen Verkehrssystems (???....dessen Existenz mir allerdings ohnehin entgangen war) und bitterster Kälte. Heizungen gibt es nur sehr vereinzelt. So ist es wohl einfach nur unerträglich. Wir aber erfreuen uns an 20 bis 30 Grad und zwischendurch genügend Sonne, um knackig braun und runzlig zu werden.

9.November 2007


Morgens Shopping: Warum gibt es bei uns eigentlich nicht so tolle Einkaufswagen, mit denen die Großen gegeneinander Rennen durch die Gänge fahren können - und die Kleinen sie von unten anfeuern? Da macht Einkaufen doppelt Spaß .... logisch, dass wir gewonnen haben. Und dem Gegner auf der Strecke noch ein Türscharnier abgefahren :-)

8.November 2007

Es ist nicht ganz einfach, etwas Kontinuität in die Abläufe zu bekommen. Zumal dann, wenn einen der tolle Schwimmlehrer versetzt. So mussten wir uns also selber helfen was dann aber eher in einer mittleren Wasserschlacht endete. Auch fein. Die Videokamera bleibt weitgehend ungenutzt. Ich finds eh doof, Diana nicht, hat aber auch nicht so recht Lust, mit dem blöden Ding rumzulaufen. Ne Minute im Botanischen Park heute und ein paar am Pool sind immerhin schon zusammengekommen, bestimmt haben wir irgendwann mal Spass daran, Marias lustigen und zackigen Bewegungsabläufe oder ihr lafettenschnelles Sprechen zu erinnern. In dem schönen Park gibts allerlei zu sehen und zu staunen, man kann Münzen über den Rücken in einen Brunnen werfen wie im Fontana di Trevi und sich dabei was wünschen. Madame hat 3x ihren Wunsch kurz vor dem Werfen geändert und dann noch 5x danebengeworfen. Ich hoffe, er geht trotzdem in Erfüllung.
Dazu gabs da noch allerlei possierlichen Tiere zu füttern, 2 davon sprangen sofort mich an und sind frettchengleich an mir hochgerast, dass mir Angst und Bange wurde. Übrigens nur an mir. Und wir waren zu siebt! Ist immer so - Tiere mögen mich.....wofür auch immer die mich halten mögen. Aber habt ihr schon mal Eichhörnchen ganz von Nahem gesehen? DAS SIND KLEINE MONSTER. Mit scharfem Gebiss und noch schärferen Krallen. Von Krankheitsübertragung mal ganz zu Schweigen. Erinnerte mich irgendwie an die Affen im Amazonasdschungel und in Südost-Asien. Nur mit Vorsicht zu genießen.
Ansonsten großes Kuschelprogramm heute. Es wird mit jedem Tag relaxter, selbstverständlicher, vertrauter - von allen Seiten. Morgen sind wir eine Woche zusammen. Eine Woche erst, unfasslich.

7.November 2007

Ein voller Tag - und ein erfüllter.

































Wir haben es ruhig angehen lassen und sind erstmal ins Centro Commercial (eine Einkaufsmall nach amerikanischem Muster) wo es alles gibt, was man sich vorstellen kann an Ablenkung, Verlockungen und Spielmöglichkeiten. Ich hab sicher 30 Münzen in irgendwelche Reit-Hüpf-Flug und frag-mich-welche-Maschinen-noch geworfen, um unsere 15Kilo Vollspaß bei Laune zu halten, während Diana mal ein wenig alleine Einkaufen war. Das war sehr lustig und wenns nicht verboten gewesen wär, hätt ich mich zumindest in der Ballwiese auch mal gern eingegraben. So musste ich Alejandras Angebot leider ablehnen, so wie gestern schon den lieb gemeinten Vorschlag mich heiraten zu wollen. Sie hat sich aber dann doch damit zufrieden gegeben, dass Mami und Papi sie ganz dolle liebhaben, und sich freuen, dass es umgekehrt genauso ist ... dass wir uns alle 3 also unendlich liebhaben, aber verheiratet ist der Papi mit Mami. Fand ich trotzdem toll, wann kriegt man in meinem Alter schon mal so innige Angebote, noch dazu von jungen Damen. Pinkfarbenes Eis gabs dann auch noch, und wieder einen Nachmittag am Pool, wir haben uns hier eine echte Wasserratte eingefangen. Und weil sie bisher nicht in Ansätzen Schwimmen kann, gibts jetzt jeden Tag 1 Stunde Schwimmunterricht mit einem supernetten Schwimmlehrer hier. So praktisch und nebenbei wird das nie wieder gehen - schon gar nicht mit einem spanischsprachigen Lehrer. Da kann die Hallen-und Freibadsaison daheim gleich eingeläutet werden. Sonst war nix - ein wenig Dickkopf und Weinen natürlich, wir fangen langsam an, den einen oder anderen Punkt zu setzen. Klappt auch ganz prima, wir machen gute Fortschritte zusammen. Dabei hilft auch sehr, dass es hier einige aus der großen weiten Welt gibt, die in der gleichen Situation wie wir sind, und mit denen wir uns jederzeit austauschen können. Das ist ziemlich hilfreich, wobei die Frenchies natürlich wieder allesamt kein Wort Englisch können, und Spanisch ohnehin nicht. Das ist wirklich erstaunlich im Jahre 2007!

6.November 2007






Heute war ein wichtiger Tag. Außergewöhnlich früh (nach 4 Tagen) hatten wir den sog. Integrationstermin, die Prüfung durch die hiesige Jugendbehörde, ob wir 3 uns alle soweit gut aneinander gewöhnt haben oder etwa auf dem Weg irgendwelche großen Probleme aufgetaucht sind. Wir haben das Gespräch bei uns im Zimmer auf Englisch geführt und den Rest unserer Übersetzerin überlassen, um uns bei den Feinheiten der spanischen Sprache nicht eventuell noch zu verheddern. War alles Prima, angesichts der Tatsache, dass Alejandra (wohl zurecht) als außergewöhnlich intelligent, selbstbewußt und damit auch fordernd eingeschätzt wird, ist die Betreuerin offensichtlich begeistert von dem was sie so hört und sieht. Als zum Schluss dann auch Maria Alejandra sagt, dass sie gerne bei uns bleiben will, gibt es das ersehnte Plazet für die Adoption. Der Rest ist Paperwork, um das sich unsere Rechtsanwältin kümmert. Wir sind dann gleich zum Notar, und zum Gericht und nun heißt es nur noch: Auf die offizielle Setencia (Urteil) warten, auf Alejandras Kolumbianischen Pass warten, dann nach Bogota aufs Konsulat für den deutschen. Kurz, noch 3 Wochen mindestens, aber wir können jetzt den Kopf für das Wesentliche freimachen: als Familie zusammenzuwachsen. Auf dem Rückweg durch die Stadt gabs dann columbianische CDs für Alejandra, dazu nen pinkfarbenen Regenschirm und Gaffas del Sol, eine saucoole Sonnenbrille in ... na was wohl?.... pink! Wie überhaupt allesalles in pink sein muss. Ich krieg schon langsam nen Pinkkoller, zumal heute auch Diana mit einem neuen Bikini und Sonnenkleidchen in pinkpink auflief. Na, immerhin gibt es Superauftritte für mich am Pool und eigentlich auch sonst überall an der Seite der beiden Grazien :-) Ich hab mir bereits überlegt, die Show mit "ganz in weiss" abzurunden, so als farblichen Kontrastpunkt. Unsere Aufgaben für die nächsten Tage wird es sein, mal langsam auf Deutsch umzuschwenken (mein Part), und eine bißchen an der internen Rollenverteilung zu arbeiten, denn an Diana hängen zzt fast alle arbeitsintensiven Aufgaben. Da adressiert Alejandra wie zu erwarten ihre Wünsche sehr klassisch in Richtung Mami. Der Papi ist nur für den Spaß on top, das Nachtprogramm, die Technik und andere Petitessen zuständig. Apropos: Maria Alejandra wurde bisher "Alejandra" bzw. "Maria Alejandra" genannt, wir werden das so beibehalten. Und was übrigens das Vorlesen betrifft, so lief das anfangs folgendermaßen: Alejandra guckte sich die Bilder der Geschichte an (zb. Rotkäppchen, was auch hier bekannt ist) - und erzählte uns in blumigsten Ausschmückungen die Geschichte dazu (Sie ist uns mit ihrem Spanisch und ihrer Phantasie soweit voraus, dass wir allein deswegen schnellstmöglich auf Deutsch umschwenken müssen). Inzwischen bauen wir die Sache dialogisch auf. Wir lesen die Geschichten zu Bildern vor, Alejandra erzählt und ihre Version zu Bildern anderer Geschichten. Immer abwechselnd - jeder ein paar Sätze. Ist ein lustiges Durcheinander, aber alle haben Spaß dabei. Morgen ist Faulenztag. Vermutlich am Pool. Denn die Kleine kriegt Schwimmunterricht, wird mal höchste Zeit mit 4einhalb. Und wird unsere Nerven ungemein beruhigen, denn Beaufsichtigen ist bei ihrer Quirrligkeit schier unmöglich.

5.November 2007




Nu, heute gibt es wenig zu berichten. Wir waren den ganzen Tag in der Poollandschaft. Maria 4 Stunden im Wasser mit einigen anderen Rackern. Absolut nicht rauszukriegen, nicht mit perro caliente (die hiesige Variante von hot dog) und nicht mit Trauben-Milchshake. Beides eigentlich probate Lockmittel. Nun ist sie wenigstens ordentlich platt und hat hoffentlich nicht zuviel Sonne abgekriegt. Diana sagt, ich wäre schon wieder krebsrot, Maria ist einfach ein wenig brauner geworden. Die Zeichen müssen wir dann noch lesen lernen.

4. November 2007














Mein Geburtstag, und das schönste Geschenk ist, dass wir uns nach gerade mal 2 Tagen (die mir vorkommen wie 2 Wochen) schon richtig gut aneinander gewöhnt haben. Heute war ein Tagesausflug mit 2 anderen Familien in die Berge angesagt. Das gab mal eine kleine Verschnaufpause, die Kids haben zusammen allerlei Unfug getrieben - und die Alten sich ausgetauscht. Für heute Nachmittag dann haben die beiden Damen eine kleine Geburtstagsrunde für mit Torte und feliz cumpleanos ständchen organisiert, Besitos und ein "te quierio mucho papa" gabs auch dazu. Von Diana on top eine totschicke neue Kamera, genau zur rechten Zeit, denn die alte ist voll und ganz von Maria in Beschlag genommen, die irgendwie herausgefunden hat, wie man damit Bilder macht und anderen zeigt. Wie sie überhaupt alles was blinkt, funkt und Krach macht so lange malträtiert bis irgendwas dabei herauskommt. Erstaunlich gute Photos zum Beispiel. Und Computerprobleme. Meinen Apple, habe ich jetzt mal in Sicherheit gebracht, weil ich 2mal kurz vor Komplettlöschungen gerade noch so die Notbremse ziehen konnte. Also hat sie jetzt ihren eigenen kleinen Computer bekommen. Während wir daheim die Steckdosen dicht gemacht haben, sollten wir wohl besser einen ernsthaften Gedanken daran verlieren, wie wir die Kommunikationslektronik zuhause schützen, bevor sie die für uns dichtmacht. Wir werden sehen.
Austausch mit daheim funktioniert übrigens schlecht, denn ich hab kaum wLan-Empfang sodass Skype oft über den Tag ausfällt. Und es gibt halt auch ausser nachts nur kurze Slots, wo ich mal was reinhacken kann, dann schläft allerdings zumindest Deutschland bereits tief&fest. Nu, es ist wie es ist - auch das wir sich irgendwie finden.

2.und 3.November....Nachtrag



Der Tag gestern war bewegend ... die letzten anderhalb so intensiv wie Wochen. Aber erstmal zu Gestern: Nach einer entspannten halben Stunde Vorbereitung in einer Runde der engen Bezugspersonen kam Maria Alejandra herein und fiel uns mit einem "mami-papi" in die arme. Ich muss wohl nicht beschreiben was in dem Moment passierte. Das Ganze dauerte dann vielleicht 15 Minuten und schon saßen wir im Taxi Richtung Hotel. Angekommen haben wir einen ganz "normalen" Tag zu Dritt begonnen. Mittagessen, Schläfchen, brabbelnsabbeln, Spielen, Bilderbuch vorlesen (Rotkäppchen auf Spanisch) die Anlage und den Klamottenschrank erkunden (Maria hatte wie erwartet nichts dabei). Sie ist unglaublich selbständig, macht und kann eigentlich alles Wichtige alleine und hat ausgesprochen dezidierte Vorstellungen - nicht nur von ihrem Kleidungsstil, inklusive Farbkombinationen. Uni-Rosa, uni-weiss, Hütchen, Schühchen, Täschchen passend - mit jeder Menge Plüsch&Tand drumrum. Nun ja, eine Minilatina halt, allerdings mit Geschmack und Stil. Dazu war und ist sie einfach zuckersüss zu uns und wir haben vergebens auf den großen Blues gewartet. Der kleine kam in Ansätzen beim Zubettgehen und nochmal irgendwann heute nach einem ausgelassenen Morgen am Pool. Da hat es dann mich getroffen, als ich sie nach 3 Stunden und unzähligen klaren Ansagen aus dem Wasser geholt habe (böser Papi). Die deutliche Sprachbarriere zwischen Marias blumigen phantasievollem Kindercolumbinisch und unserem "Campingspanisch" macht es natürlich nicht einfacher, ihr und uns bei kleinen Konflikten und vor allem dem Aneinander-Gewöhnen zu helfen. Manches muss sie uns dreimal sagen, und einiges bleibt dann immer noch unklar. Nach einiger Zeit Weinen an Dianas Seite war erstmal das Schlimmste vorüber und es wurde ein wunderbaren Abend mit Pizza und Spielen. Wir haben sie dann gelassen - und irgendwann gegen neun ist Maria Alejandra von alleine ins Bett, hat leise die Lichter und das Radio ausgemacht, Küsschen verteilt und sich mit allen neuen Errungenschaften wie Spielzeug, Puppen, Stofftieren im Bett eingemümmelt. Kurz und gut: Das sind große Gefühlsbäder für alle. Und das ist ja ein gutes Zeichen.
Was wir übrigens noch nicht genau wissen, ist ob Marias Rufname nun aus 1 oder 2 Namen besteht - und wenn nur einer, dann welcher von beiden. Das wechselt, aber wir sind noch nicht dahintergekommen, nach welchem Prinzip. Im Moment reagiert sie auf beides, was aber durchaus ein Zugeständnis an uns sein kann. Wenn Sie sich anderen Kindern vorstellt, ist das Maria jedenfalls nur zu erahnen. Wir werden sehen .... das neue Zaubermotto.