23.November 2007

Ein steter Quell der Freude sind die Tage, an denen es regnet - oder gar ein wenig frischer ist, also 20-25Grad. Dann steht der Pool nicht im Pflichtenheft, und es gibt viele andere lauschige Optionen. Heut konnten wir eh nicht raus, weil wir auf Abruf waren, für den Gerichtstermin. Also Puzzlen nach Bildvorlage, die kleinen 4x6er mit irgendwelchen Disneyzwergen, Wittchen und Landschaften drauf.

Puzzles waren Maria offensichtlich neu, sie hatte anfangs keine Anhnung, wie sich die Dinger ineinanderhaken lassen. Ging aber dann ganz gut, mit Spass, Konzentration und etwas Hilfe. Farben übrigens sind die allererste Orientierungslinie, nicht Figuren oder Formen. Interessant, das war mir neu.

Gut, dann sind wir doch noch etwas ins Wasser. Mariaweitwurf im Grossen üben (14Kilo fliegen noch ganz ordentlich). Und Synchronabtauchen. Bevor hier jemand auf falsche Gedanken kommt: Ersteres ist Marias Plaisir, ich krieg davon nur Rückenschmerzen und Muskelkater. Und weil Nachmachen ja der größte Kinderspaß ist, müssen jetzt fast alle Papis ran, die meisten habens allerdings nicht so leicht.


Dann der Anruf, daß wir um halb drei zu unserer Verhandlung abgeholt würden. Also etwas aufgerüscht und bei strömendem Regen in den Freitagsstau. Unsere Anwältin hatte alles vorbereitet, der eigentliche Termin war dann im Büro der Richterin.
Sie hat uns über Rechten und Pflichten als Eltern aufgeklärt, wir immer ergriffen genickt und das Vertragswerk unterschrieben. Tatsächlich wie das dt. Standesamt (auch wie weiland unsere viel schönere Key-West-Version), uns allen herzlich und wärmstens viel Glück gewünscht und das wars.
Seit heute 15Uhr25 sind wir 3 eine Familie. Vor Recht und Gesetz.
Na Mensch, musste natürlich erstmal gefeiert werden. Ausgiebig, hemmungslos, also mit jeder Menge Schlagsahne.


Morgen betet mal für schönes Wetter. Wir haben nämlich unseren letzten großen Ausflug hier im grandiosen Umland geplant. Dann gehts wohl am Dienstagmorgen weiter nach Bogota.

22.November 2007

Morgen also ist Sentencia - unser offizeller Gerichtstermin, an dem die columbianische Adoption ihren Segen bekommt. Dann wird der Pass ausgestellt, der nach spanischer- und lateinamerikanische Sitte bei Frauen einen Doppelnamen enthält. In diesem Fall den Mädchennamen Dianas als Zusatz. Also "Maria Alejandra Junghanns-Zuleger". Nu, muss man nicht toll finden, uns gefällts, wird aber trotzdem nur im columbianischen Pass so stehen. Im deutschen dann fällt der Zuleger weg. Der Termin gibt keinerlei Anlass zur Sorge oder Aufregung, das ist alles vorbereitet und läuft ab wie ein Notartermin beim Hauskauf. Einer liest vor, alle gucken betroffen und nicken stumm, dann wird unterschrieben und das wars. Soll ja sogar Hochzeiten geben, die ganz ähnlich über die Bühne gehen. Wie auch immer - Morgen wird unser wilder 3er legalisiert. Und weils so schön ist, gleich noch mal ein Foto mit der pinken Badekapp.

Frühmorgens am Pool war kräftiger Wind angesagt, Diana und ich haben während Marias Schwimmunterricht gemeinsam versucht, ihre Geschichte (soweit wir sie kennen) mal in einfacher Form zu Papier zu bringen. Mittendrin hats dann nen Bauzaun umgehauen und fast auf unser Zelt geweht. Das war so knapp wie spannend, denn es brach sofort hektische Betriebsamkeit aus, die häßlich Lücke wieder zu schließen. Aber die Sache wollte einfach nicht mehr so richtig gemütlich werden, also haben wir uns zum Lunch in die Stadt verzogen, wo es es ein Restaurant mit herrlicher Dachterasse gibt.


Bereits im Taxi ist Maria eingeschlafen, und hat bis nach dem Essen bei mir auf dem Arm&Schoß wie ein Affenkind eingeharkt selig gepfust. ich war völlig durchgeschwitzt, Diana musste mit kleine Häppchen schneiden, damit ich überhaupt essen konnte, das war wirklich sehr lauschig und ich kann mir irgendwie beliebt und auch sehr nützlich vor. madame wachte dann allerdings sehr undankbar und schlecht gelaunt auf, hmmpf. Im übrigen frag ich mich wirklich, wie Kids das machen ... einfach jederzeit und überall richtig wegduseln zu können. Das ist eine tolle Gabe, mir leider inzwischen abhanden gekommen.

Dann gings mit Nachbarn noch mal auf nen Sprung ins Spieleparadies, Einkaufen, ne Runde Eisessen , heim, noch mal kurz in den Pool ... tja, dann war schon wieder Abendessen angesagt.
Am Wochenende müssen wir dringend mal wieder nen großen Ausflug machen, ist wohl eh die letzte Möglichkeit, denn ab Mitte nächster Woche dürfte dann Bogota anstehen. Inzwischen freuen wir uns alle auf den Tapetenwechsel.

PS: 2 Sternchen schon für Maria, 2 mal super eingeschlafen - unter 20 Minuten. Unfasslich mit welch einfachen "kleinen Tricks" manche Phänomene abzustellen sind. Ich glaub ich hab noch nie so früh am Abend auf meinem Waschtisch sitzen können.

21.November 2007

Nein, das Bild sieht nicht nach Verzweiflung aus. Was euch hier anschaut, das ist pure Gelassenheit, eine gehörigen Portion Sportsgeist. Verschlafenheit. Weil morgens beim Frühstück noch. Abends sieht das dann etwas anders aus. Müdigkeit, Demut, evtl. Kopfschmerz auch......

Nee Quatsch ... wahr ist dass uns heute wirklich extremes Kopfschmerzwetter den Tag schwer macht, ich hab mir schon 3 Paracetadingens 500 einverleibt, quasi ohne spürbare Wirkung. Das Hirn schrammt bei jedem Schritt an die Schale, sodass man es einfach besser sein lässt. Und das ist kein Sonnenstich. Bucaramanga liegt im Kessel, wie Stuttgart z.B. Allerdings 4mal so groß und Abgase, Gestank, Dreck kommen durchaus an Bangkok und Mexico City ran. Toller Dunstkessel. Dazu in 1300 Meter Höhe, im Moment hohe Temperaturen plus allerhöchste Luftfeuchtigkeit, mir haut das wie immer richtig auf die Birne. Diana weit weniger, das war schon immer so.

Wahr ist auch dass wir hier permanent direkten Austausch mit anderen Eltern über bestimmte Verhaltensweisen die uns bei den Kids auffallen pflegen, über das eine oder andere Problemchen und auch über unsere Taktiken. Erstaunlicherweise kommt vor Ort schon ein erheblicher Fundus an Erfahrung und Fachkompetenz zusammen. Fast immer ist ein Elternteil in Medizin, Pädagogik, praktischer Erziehung oder ähnlichem zuhause, viele haben bereits (leibliche) Kinder, einige sogar im Ausland adoptiert. Besonders die können natürlich einiges beitragen, aber auch ein paar simple Supernanny-Tricks für den schnellen Hausgebrauch sind durchaus willkommen.

Ganz bestimmte Felder, die Maria heftig ausreizt - und dazu zählt Einschlafen - kriegen wir gerade mit kleinen Sternchen in den Griff. Für den Verzicht auf allzugroße Verzögerungstaktiken gibts 1 Sternchen. Für 5 Sternchen einen kleinen Wunsch erfüllt. Keine Dauermethode, aber hilft uns jetzt gerade sehr. Im Großen&Ganzen können wir Maria prima einfach laufen lassen. Die vielen kleinen Fechtereien über den Tag, bei denen sie es dann wirklich wissen will, enden zwar oft in trotzigem Weinen, in aller Regel aber bleiben wir konsequent, nachvollziehbar, liebevoll bestimmt. Und dann ist das Thema auch schnell durch und ein neuer kleiner Test läuft an.
Alles halb so wild, nur gibt es halt abertausende kleine Anlässe, die dafür herhalten können - mit etwas Phantasie jedenfalls. Und die hat Maria, zweifellos.

Meist allerdingt lümmeln wir uns ganz entspannt rum, geniessen den Tag, machen Blödsinn und erfreuen uns an der neuen familiären Dreifaltigkeit.

Das sieht dann ungefähr so aus (2 haben Spass, einer die Arbeit, haha):


20.November 2007

Ein fröhlicher Tag mit etwas traurigem Ende, denn heute am frühen Abend musste David mit seinen Eltern nach Bogota abreisen.
Trennung ist ein schwieriges Thema, und die Kids haben in den ersten fast 3 Wochen ihres neuen Lebens viel geteilt. Dass sie sich erst in Deutschland wiedersehen werden, das wissen sie beide. Was genau das alles heißt ahnen sie höchstens. Aber Trauer, Unruhe und Stress waren bei beiden dann so groß dass sie sich am Ende nicht mal voneinander verabschieden konnten. Und auch kein gemeinsam Foto machen. Maria hat David zum Abschied ein Blümchen gerupft, sehr süss.


Fröhlich jedoch das Ende des Tages für die columbianische Elf. Wir haben Argentinien nach 0:1 in der zweiten Halbzeit mit 2:1 Endstand niedergerungen. Na ja, Spiel war nicht so doll, aber hier große Beamerübertragung und kleiner Machoauftrieb. Von uns frischen Papis waren auch einige dabei, die Damen pflegten derweil schon mal ihre Augenlieder. Das war sehr relaxt und hatte was von Sommer 2006.

Ansonsten ist nicht viel passiert. Für Freitag wurde unsere Adoptionsverhandlung vor Gericht angekündigt. Heute regnet es. Beides kann sich aber morgen noch ändern. Wir sind in Columbien. Deshalb vorerst ein paar Impressionen aus unserem grossartigen Umland.

Blick von unserer Terasse über den Golfplatz


Bucaramanga


Blick über Bucaramanga auf die Berge


Blick über Bucaramanga auf die Berge


1 Autostunde in die Berge

19.November 2007









Heute schreibt mal wie versprochen Diana. Gar nicht so einfach, da meine „Freizeit“ ja morgens zwischen 5.15 und 7.15 Uhr ist. Und da les ich eher was Stephan geschrieben hat und eure Kommentare. Aber Maria lümmelt sich gerade frisch geduscht und gefönt mit Papi auf dem Bett und schaut das Album, das wir für sie vorbereitet haben. Denn heute Nachmittag hat sie plötzlich nach ihrer Nana (Oma) und ihrem Nano (Opa), ihren Tias und ihrer Familie in Deutschland gefragt und wann wir fahren. Aus konkretem Anlass.
Ihr kleiner Freund David reist morgen mit seinen Eltern nach Bogota und dann weiter nach Deutschland. Jetzt beginnt sie zu fragen, will Bilder sehen und deutsche Worte lernen. Sehr süß war, dass sie den Bildchen von Oma „Andea“ und Opa „Raina“ kleine Küsschen gegeben hat. Gleich aufs Papier. Und sie findet Leonie sehr hübsch, auch weil sie so dunkle Haare hat wie sie selbst. Und die ganzen kleinen Jungs und Mädchen in ihrem Alter waren natürlich auch sehr interessant. Und das Trampolin im Garten meines Bruders Bastl. Und was Jan da mit dem Löffel macht. Und Eva isst Wassermelone, die liebt sie ja auch.

Wir haben sie sanft darauf vorbereitet, dass nicht all die netten Leute bei uns im Haus wohnen. Denn Maria hats ja gerne trubelig. Ich denke, wir müssen schauen, wie sie Familie und Freunde zügig und zugleich dosiert kennenlernt. Sie freut sich jedenfalls schon sehr.
Und träumt von einer kleinen Party. Denn heute haben wir für alle Kinder am Pool eine kleine Party mit Torte und Ballons gefeiert. Und ich durfte eine glückliche Minimaus mit 4 erbeuteten Ballons und noch 2 Flotadores an den Ärmchen nach Hause tragen.

So und jetzt geht’s zum Abendessen. Sonnige Grüße nach Hause! Diana




18.November 2007



Heute gibts nichts zu vermelden. Ausser dass eigentlich Diana den Blog schreiben wollte, aber irgendwie raste dann der Abend dahin und wir sind wie tot um 9 ins Bett gefallen. Jetzt ist hier 2, ich bin gerade noch mal aufgewacht. Dabei gabs zu Abwechslung mal wieder richtig und vorsätzlich provozierten Ärger nachdem der ganze Tag so schön und easy wie ein Kindergeburtstag war. X-mal Bobo und Chichi, Saft, Wasser, dies und das was es Unaufschiebbares noch zu tun gab, Radio und TV, Licht dazu, hüpfhüpfhüpf, das alles in unserer 1Zimmer Arche, in der Diana quasi schon schlief. Ich hab dann irgendwann die klare Ansage durchgezogen woraufhin es es 1 Std Heulerei gab. Das Trara gibts hier in der einen oder anderen Form allabendlich, und es wäre mit einer geräumigen 2-3Zimmer Suite natürlich deutlich besser und auch konsequenter zu handeln.
Aber die wirds wohl nicht geben, auch wenn es so scheint, dass sie nicht alle vermietet sind ... wir vermuten dass das Hotel die Adoptionensfamilien sämtlichst auf einem Flur haben will, keinesfalls aber im Suitentrakt, weil es doch mehr Trubel verursacht mit den Kids (nicht halb so viel wie der Sch....Partylärm am Wochenende).





Heute gabs zum Schwimmen die Profi Ausrüstung von Speedo, da geht inzwischen einiges unter Wasser ab, weshalb die Augen abends immer dieses ungesunde Chlorrot haben. Nun nicht mehr, Diana kam beim Anblick Marias ein spontanes "Pam Anderson, Baywatch" über die Lippen (??????!!!) ich sehe da nichts anderes als ET, aber schaut halt selbst. Jedenfalls ist alles fein in pink und damit heiß geliebt.

Hier die Bilder des Tages (von Madames offizieller Verabschiedung aus dem Nichtschwimmerbecken :-)





17.November 2007

Ein gut durchgetimter Tag – für unsere hiesigen Verhältnisse jedenfalls. Morgens um 9 (wo die Welt noch gar nicht in Ordnung ist, weil wieder bis 3 die Party lärmte) also um 9 hatte Maria wieder classes de nadar, kurz: Schwimmen. Der kleine Schwimmkavalier von gestern war ebenfalls da, und der hat sich verdächtig um andere

Schnittchen bemüht. Ein Beckenrandgiggolo womöglich? Den Lauser werde ich mal im Auge behalten. Weiß noch nicht, ob ich das erlauben kann. Tendiere aber zu „keinesfalls“.

Um 11 sind die Damen in den hiesigen Schönheitssalon abgerauscht, damit wir um 2 rechtzeitig zu einem Fototermin abgeholt werden können.
Ich frage mich jetzt: Was machen 2 Frauen 3 Stunden lang im Schönheitssalon? Meine Pediküre dauert nur 20 Minuten. Musste ich aber leider ausfallen lassen, weil es noch Papierkram zu erledigen gab. Gut, jedenfalls waren sie nach anderthalb Stunden doch schon wieder da und Maria hat jetzt ihre wunderschönen langen Haare liebevoll von Hand aufgedreht und -gerüscht. Sie ist mächtig stolz, und das zu Recht, wirklich jeder der ihr begegnet lächelt interessiert und doppelt freundlich. Sind wir zu Zweit, dann sogar zu mir, wahrscheinlich weil die sich alle fragen, mit was für einem Wahnsinnsexemplar von Frau wohl meine Wenigkeit ein so hübsches Kind hingekriegt haben mag.

Wie auch immer, um 2 wurden Fotos gemacht für Marias columbianischen Pass – und für ihren deutschen. Sie wird beide haben, beide - glaub ich- 10 Jahre gültig, nur mit dem columbianischen allerdings kann sie hier ein- und ausreisen.
Wir erledigen Dinge wie diese jetzt schon mal so nebenbei, denn nächste Woche vermutlich wird unsere Sentencia stattfinden, die offizielle gerichtliche Adoption. Dann geht das mit dem Behördenkram Schlag auf Schlag und schon sind wir zurück in Bogota, wo Erledigungen etwas komplizierter, aufwendiger und auch gefährlicher sein werden. Bogota wird so lang wie möglich von uns hinausgezögert. Geflogen erst, wenn wirklich alles vorbereitet ist. Haben mit der Kleinen wenig Lust auf die Stadt und auf Hotels, abgeschirmt wie ein Hochsicherheitstrakt. Selbst hier in Bucaramanga übrigens gehört eine Polizeiescorte zum Service einer Bank, wenn der Kunde sich mehr als 500US$ in Bar auszahlen läßt. Das muss nicht verwundern, etwas weg von den großen Malls ist die Armut wirklich unbeschreiblich - und überall sieht man Callejeros, die Straßenkinder, Gesichter so alt wie ein ganzes Leben, dabei meist stumpf und ausdruckslos, gezeichnet, nicht nur vom Klebstoff-Schnüffeln.

Nach dem Fototermin waren wir noch mal shoppen und flanieren, Samstags ist die Mall angenehm belebt, anregend, kurzweilig – ein kleiner Freizeitpark. Zufall oder nicht – Maria steht auf Motor Bikes. Soll Papi recht sein, aber Mitfahren ist frühestens in ein paar Jahren drin. Wie man Gas gibt hab ich ihr allerdings schon mal beigebracht.
Heute Abend dann gings mal wieder in überschaubarer Runde zum Essen in die Stadt, früh genug um die Kleinen noch vor dem großen Lärm abzulegen. Den genieße ich jetzt, in der Lobby sitzend, schreibend, rauchend. Meine Stunde heute. Euch einen schönen Sonntag.